Leben mit Handicap

Der Traum  vom Wohnschiff

Bernd Schneider (52) aus Lehnitz träumte schon immer von Regatten und großen Schiffen, wollte gerne ein Bootsmann sein. Doch ein missglückter Kopfsprung 1982  an der Müritz zwang den damals 18-Jährigen für immer in einen Rollstuhl.

Trotz des Handicaps gab Bernd seinen großen Traum vom eigenen Schiff nie auf. Als er bei einem Ausflug 1994 unter einer Potsdamer Brücke ein altes Wohnschiff entdeckte, wurde sein Kindheitstraum wieder wach und er kurze Zeit später Eigner des Schiffes.

Im Februar 1995 machte die »Einheit«, ein 1907 erbauter und 40 Meter langer Finowmaßkahn, an seinem Liegeplatz im
Lehnitzsee bei Oranienburg fest. Liebe-
voll restauriert, ist sie seit über 20 Jahren das barrierefreie und komfortable schwimmende Zuhause ihres querschnittgelähmten Eigners Bernd.

Auf der Suche nach alternativen Wohnformen wecken immer mehr restaurierte Schiffe, schwimmende Häuser oder moderne Hauboote das Interesse von Menschen, die gerne auf- oder am Wasser leben wollen. Doch eine solche Anschaffung will überlegt sein. Der Traum vom Leben auf dem Schiff kann scheitern, wenn vorher nicht alle erforderlichen behördlichen Genehmigungen eingeholt sind. Dass ein Leben auf dem Wasser möglich ist, zeigt diese Geschichte …

Fest verankert und still liegt die »Einheit« am östlichen Ufer des Lehnitzsees bei Oranienburg. Die Geschichte des Schiffes ist so bewegt, wie die des Mannes, der sich darauf seit über 20 Jahren sein Zuhause eingerichtet hat: Bernd Schneider (52).

Der begeisterte Wassersportler wuchs am Ufer des Sees auf, trat schon als Kind einem Segelverein bei und wurde zu einer richtigen Wasserratte, wie er selbst sagt. Jede freie Minute verbrachte Bernd auf dem Wasser, legte bei Regatten seinen kleinen Jollenkreuzer zusammen mit Freund Torsten gekonnt in den Wind. Sie lieben Halsen und Wenden, Pal- und Achtersteks. Schon damals träumten die beiden Jungs von einem eigenen Schiff und großer Fahrt, wollten richtige Bootsmänner werden.

Dann kommt der Sommer 1982. Bernd ist achtzehn und hat gerade seinen Abschluss als Musikinstrumentenbauer gemacht. Bei einem Segeltraining mit seinem Segelverein sprang er von einem Segelboot in die dort etwa 1,50 Meter tiefe Müritz – der Sprung misslingt. Seinen Beruf wird er nie wieder ausüben können, nach vielen Operationen und Rehas bleibt er für immer querschnittsgelähmt – ein nur schwer zu verkraftender Schicksalsschlag. Doch Bernd bleibt stark. Er legt das Abitur in Englisch nach, findet später eine Home-Office-Beschäftigung als technischer Übersetzer für die »AEG« in Hennigsdorf, wohnt  im Haus seiner Eltern am Ufer des Sees.

Im Herbst 1994 hat Bernd eine schöne und zugleich schicksalhafte Begegnung. Bei gemeinsamen Ausflug mit einer Freundin steckt er in einem Stau auf der Potsdamer »Humboldt-Brücke«, als seine Augen über das Brückengeländer auf die Havel streifen. An einem Kai liegen ausgemusterte Schiffe, und sofort wird in ihm sein alter Kindheitstraum wach. Bernd erzählt seinem Freund Torsten von dem Schiffsfriedhof und sofort wird bei den Freunden eine Idee geboren – ein eigenes Wohnschiff auf dem Lehnitzsee! Wenige Tage später besichtigen die Freunde einen alten zum Wohnschiff umgebauten Schleppkahn, der auf seine Versteigerung wartet. Auch holländische Schiffsliebhaber haben bereits ein Auge auf das Schiff  geworfen und es bleibt kaum Zeit zum Überlegen. Bernd berät sich mit seinen Eltern, faxt ein Gebot und wird drei Tage später (am 15. Oktober 1994) für einen fünfstelligen Betrag tatsächlich Eigner der »Einheit«.

Die Freunde ahnen, dass noch viel Wasser die Havel herunterfließen muss, bis aus diesem Schiff ein bewohnbares Zuhause wird. »Wir standen vor dem Riesending und realisierten nur langsam, dass wir jetzt dafür die Verantwortung hatten und das Schiff auch irgendwie von Potsdam nach Lehnitz bringen mussten. Das war kein Sportboot, das war ein 40 Meter langer und 5 Meter breiter Kahn ohne eigenen Motor. Und die Versteigerer pochten darauf, dass das Schiff bald abgeholt werden sollte«, erinnert sich Bernd.

Doch was hatten die Freunde tatsächlich erworben?

Den ganzen Artikel lesen Sie im SKIPPER 05/2016.
Text: Rex Schober 

 

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